Manifest für ein Transformationszentrum für alle

auf dem Flughafen Tempelhof

Wir, die Unterzeichnenden dieses Manifests, schließen uns zusammen, um gemeinsam ein Transformationszentrum für alle auf dem Berliner Tempelhofer Feld und im Flughafengebäude einzufordern und aufzubauen.

Wir sind Institutionen, Gruppen und Einzelpersonen mit unterschiedlichen Hintergründen und Arbeitsschwerpunkten. Wir bilden diese Partnerschaft, um die sozial-ökologische Transformation in der Region Berlin-Brandenburg praktisch und konkret voranzutreiben.

Die Klima- und ökologische Krise schreitet rasant voran. Wir müssen sofort drastisch Treibhausgase einsparen und uns zugleich an ein sich veränderndes Klima anpassen.

Dazu müssen wir das vorhandene Wissen darüber, wie eine klimaneutrale, ökologisch nachhaltige und zugleich sozial gerechte Gesellschaft aussehen kann, ins Zentrum unseres Lebens und Wirtschaften stellen. Es braucht Institutionen, in denen Nischenwissen zum Allgemeinwissen werden kann, Menschen auf Augenhöhe voneinander lernen und Teilhabe gelingt. 

Außerdem braucht es einen umfassenden Wandel der Arbeitswelt, das heißt neue Ausbildungswege und Berufe. Menschen, die derzeit etwa in der Fossilwirtschaft, im konsumorientierten Gewerbe oder in der Tierindustrie arbeiten, brauchen neue Perspektiven – zum Beispiel in der dezentralen Erzeugung erneuerbarer Energien, in der Planung und Umsetzung geschlossener Stoffkreisläufe, in der Erschließung einer klimaneutralen Mobilität, in der gemeinwohlorientierten Fertigung und Reparatur oder in der regenerativen Landwirtschaft. Dafür braucht die Gesellschaft Transformationsorte, wo die Praktiken und Fähigkeiten für eine ökologische und gerechte Zukunft erprobt und großen Teilen der Bevölkerung vermittelt werden können.

Das Transformationszentrum für alle soll diese Prozesse beheimaten und voranbringen.

Es ist:
  • eine Werkstatt für die solidarische, regionale Kreislaufwirtschaft für Berlin und Brandenburg
  • eine Begegnungsstätte der weltoffenen Zivilgesellschaft und der lebendigen Kieze
  • ein Ort der Selbstorganisation zukunftsgewandter Initiativen
  • ein LebensMittelPunkt, an dem gegärtnert, gekocht und die regionale Ernährungssouveränität vorangetrieben wird
  • ein Labor für die klimaneutrale Mobilität für alle
  • ein Ort für die Skalierung dezentraler erneuerbarer Energieerzeugung
  • ein Ort der Entwicklung und Vermittlung regenerativer Baumethoden
  • Ein Ort der Kunst und Kultur als Sprache der Gesellschaft, auch im Umgang mit Transformation und den Umbrüchen unserer Zeit
  • ein Ort, an dem demokratische Teilhabe kontinuierlich gelebt wird
  • ein Ort der Forschung
  • ein Bildungszentrum für die sozial-ökologischen Berufe der Zukunft

Der Flughafen Tempelhof bietet den idealen Platz für ein solches Transformationszentrum für alle. Die riesigen Flächen drinnen und draußen sind in öffentlicher Hand, d.h. sie gehören der Stadtgesellschaft.

Schon jetzt arbeiten und wachsen hier zahlreiche Initiativen für Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit. Einige von ihnen haben bereits Pläne entwickelt, wie Teilbereiche des Geländes ganz dem Gemeinwohl gewidmet werden können. Dies war nur möglich, weil über 700.000 Berliner:innen sich 2014 dafür entschieden haben, das Tempelhofer Feld unbebaut zu lassen. Seitdem wurden die Prinzipien der kontinuierlichen demokratischen Teilhabe, der Gemeinwohlorientierung, der Rücksicht auf ökologische Notwendigkeiten sowie eine dauerhafte Öffnung für die Menschen in Berlin festgeschrieben. Diese Prinzipien sollen zukünftig für das gesamte Flughafengelände gelten, also auch für das Gebäude.

Wir unterstützen die Erarbeitung von konkreten Ideen und Skizzen für das Transformationszentrum für alle, in die ein Netzwerk aus zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie diversen fachspezifischen Wissenseigner:innen einbezogen wird. Für die Realisierung zukunftsweisender Vorhaben fordern wir die Unterstützung politischer Kräfte und staatlicher Institutionen ein. 

Wir fordern:
sofortige volle Transparenz zu den Gebäudeplänen und dem Denkmalpflegeplan sowie die Veröffentlichung aller Sanierungs- und Nutzungskonzepte für das gesamte Gebäude.
… dass der Berliner Senat die selbst ausgerufene Klimanotlage ernst nimmt, den Weg für das Transformationszentrum für alle auf dem Gelände Tempelhof frei macht und die Einrichtung tatkräftig unterstützt.
… dass die Bundesregierung deutschlandweit die Einrichtung und den Betrieb von Transformationszentren für alle fördert.

Uns Unterzeichnenden geht es um Gerechtigkeit, lokal wie global, und um echten Klimaschutz, der an den Ursachen des Problems ansetzt. Wir setzen uns für eine Transformation ein, die ein gutes Leben für alle ermöglicht.

Eine klare Grenze ziehen wir zu Rassismus, Sexismus, Klassismus, Antisemitismus, Homophobie sowie anderen Ideologien und Unterdrückungsmechanismen, die einer gerechten Gesellschaft im Wege stehen. Daher arbeiten wir nicht mit Menschen, Gruppen oder Parteien aus dem rechtspopulistischen oder rechtsextremen Spektrum zusammen.

Wir erkennen unsere eigenen Verstrickungen in bestehenden gesellschaftlichen Machtstrukturen an. Durch Reflexion und gemeinsames Lernen wollen wir aktiv solidarische Handlungspraxen entwickeln und zusammen diskriminierungs- und diversitätssensible Strukturen aufbauen.

Wir sehen auch Tiere als fühlende Individuen an, die unter den derzeitigen Verhältnissen leiden und für deren Bedürfnisse wir uns einsetzen. In der Gesellschaft, die wir anstreben, werden sie nicht als Waren, Produkte, Schädlinge oder Unterhaltungsobjekte behandelt. 

Unsere Bemühungen fußen auf dem Volksentscheid von 2014 und dem seither gültigen THFG. Wir stellen uns entschieden gegen eine (Teil-)Veräußerung oder Privatisierung, eine Bebauung oder profitorientierte Nutzung des Geländes.

Mit dem Transformationszentrum für alle hat Berlin die Chance, beispielgebend für viele Städte zu sein und so den Wandel zu einer klimagerechten Gesellschaft weit über die Region hinaus voranzutreiben.

Vielfalt statt Einfalt!

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